Zwischen den Welten.
Ohne zu übertreiben: Eine der besten Filme des noch jungen Jahrtausends. Bill Murray`s bisher schönster/wichtigster Film. Und nach diesem Film wird man den Namen Scarlett Johansson in und auswendig kennen. Was macht Kino aus ? Dialog ? Musik ? Effekte ? Ganz Einfach: Bilder ! Und davon gibt es in "Lost in Translation" reichlich - Und wunderschöne Bilder noch dazu !
Erschreckend, was manche hier schreiben, Geschmack hin oder her. Das zeigt deutlich, das ultralautes Blockbuster-Kino für viele inzwischen die einzige Form von Film & Kino ist, die sie überhaupt noch kennen. Die heutige Kinogänger-Generation, die es beinhart aushält, wenn bei "Fluch der Karibik 3" fast 200 Minuten (!) die Filmmusik am STÜCK ohne Ende tönt, wird diesen Film regelrecht hassen. Hier müsste man eigentlich den meisten eine Runde "Film-Schnellkurs für Anfänger"" spendieren: Filme wie "Lost in Translation" werden brav ignoriert, gelten als langweillig, weil doch tatsächlich -Um Himmels Willen- die "Action" fehlt. Wie bitte ? Murray und Johansson steigen nicht mal zusammen ins Bett ? Dies ist Gott sei Dank KEIN Film für die Playstation-und Spaß-Generation, die den Film schon am Kinoausgang wieder vergessen haben. Man mag kaum glauben, was einige heutzutage unter "Kino" verstehen. Ja, ein Film in dem es keine Explosion, keine Effekte, keinen Sex, kein Happy-End gibt. Merci, Hollywood, für diesen seltenen Genuß, der alle (festgefahrenen) Regeln des Kino umgeht.
Stille, Blicke, Gedanken, die visuelle Macht der Bilder, ohne für alles immer Worte finden zu müssen, das was Kino ausmacht, wird hier gezeigt. Ein Film wie eine Berührung. Eine Zufallsbekanntschaft. Ein Film über das Leben, das Alter und über Verlust. Ohne 90 Minuten tosende Filmmusik im Hintergrund, ohne Explosionen, ohne CGI-Effekte, ohne viel Gequassel, ohne Sex. Jetzt mal ehrlich: Wann hat es sowas das letztemal, insbesondere bei einem amerikanischen Film, gegeben ?
Bill Murray in DER Rolle als "trauriger Clown", die Seite in Ihm, die schon in "Ghostbusters" und anderen Filmen angedeutet, jedoch bisher nie so ausgeleuchtet wurde wie hier. Der Schluss ist die logische Konsequenz: Einer der wenigen Filme, der nichts zeigt und doch mehr aussagt als alle anderen: Einfach Wunderschön !
Wenn sich Murray und Johansson verabschieden, dann ist das Realität, wie es sie im Kino nicht mehr gibt. Traurig, bitter - Aber ECHT !
In einer Welt, die immer lauter wird und in welcher Quassel-Small-Talk ("Mein Handy, meine Frau, mein Konto"...) immer wichtiger werden, ist dieser Film ein einziger Genuss. Das der Film nicht als "Bester Film" den Oscar abstaubte, sondern nur beim Oscar für das "Beste Drehbuch" ausgezeichnet wurde, ist eine skandalöse Fehlentscheidung der Academy. "Lost in Translation" ist ein Juwel. Pure Magie. Ein Film, den man niemals vergessen wird. Mein Tipp: Zeit nehmen. Film einlegen. Ab nach Tokio !
ungeprüfte Kritik